Reduktion als Haltung, Autonomie als Selbstzweck, Understatement ohne Inszenierung und Präsenz als Konsequenz – diese doch sehr spezifische Beschreibung trifft nicht nur 1zu1 auf 1zimmerapartments neuestes Release Abba & Downer / Safe & Sound zu – auch HEADFIRE INTERNATIONAL verkörpert diese Charakteristika quasi. Das Leipziger Label um Sven Tasnadi hat dem Kölner Duo für ihre aktuelle und insgesamt dritte Veröffentlichung nicht nur einen Zufluchtsort geboten, sondern einen Resonanzraum geschaffen – auf musikalischer wie auf Metaebene. HEADFIRE INTERNATIONAL ist für 1zimmerapartment weitaus mehr als nur ein wohlklingender Name für die Label-Liste in der Bio:
„Offensichtlich hat unser Spirit Animal Knopfaugen und ’ne Flammen-Friese.“
Abba & Downer / Safe & Sound ist ein Konzept in zwei Akten. Zwei Tracks, die sich im Spannungsfeld von Klarheit und Introspektion bewegen – mit reduzierter Clubästhetik und atmosphärischer Weite. Die Musik verzichtet auf klassische Dramaturgie, sie lässt Zustände entstehen. Minimalismus trifft auf Emotion, Struktur auf Fläche, Sprache auf Raum.
Die Stimme bleibt beiläufig, manchmal nah, manchmal fern – immer präsent. Keine Auflösung, kein Ziel, nur ein Moment, der sich hält. Dieser eine Moment, in dem alles kurz still wird – und bleibt.
Artist: 1zimmerapartment
Title: Abba & Downer / Safe & Sound
Record Label: HEADFIRE INTERNATIONAL
Cat.Number:
Release Date: 29th MAY 2025
WRITTEN AND PRODUCED BY CHRIS MAICO SCHMIDT. STORY AND VOCALS BY PATRIZIA BATTISTELLA.
1zimmerapartment ist kein Ort – es ist ein Zustand
Abba & Downer
Ein tieffrequenter Puls. Trocken, aber tragend. Darüber: eine Stimme, die nicht erzählt, sondern denkt. Nicht laut, nicht schwankend, sondern klar und fast beiläufig. Ein Track, der zeigt, was bleibt, wenn nichts mehr gesagt werden muss.
Abba & Downer ist Musik im Zustand des Dazwischen. Zwischen Sprechen und Schweigen, Erinnerung und Jetzt, Satz und Fläche, Up und Down.
Die Struktur folgt keiner Dramaturgie. Kein Drop, kein Höhepunkt. Stattdessen: fließende Entwicklung. Die Kick bleibt konstant, die Bassspur wirkt wie ein körperliches Fundament. Darüber Flächen – unaufdringlich, dann tragfähig. Keine Melancholie, sondern gedämpfte Wärme. Wie Licht, das nicht dominiert, aber zusammenhält.
Die Stimme wirkt fragmentiert, ruhig, nie gleichgültig. Keine Erzählung, kein Dialog – nur Präsenz. Ihre Worte stehen im Raum wie Möbel: bewusst gesetzt, aber nicht ausgestellt. Es geht um Nähe, Distanz, vielleicht Verlust – aber nie um Klage.
Abba & Downer füllt keine Lücke. Es beschreibt sie. Kein Song zum Mitsingen. Kein Stück für die Tanzfläche.
Ein Zustand. Ein Nachsatz. Wahr.
Safe & Sound
Ein Ort, der nicht gezeigt wird, sondern entsteht. Langsam. Schicht für Schicht. Safe & Sound beginnt mit einer Einladung, nicht mit einem Auftakt. Die Stimme flüstert nicht – sie trägt. Sie spricht nicht zu einem Publikum, sondern in einen Raum. Ein Raum, der kein Ort ist, sondern ein Zustand.
„Close your eyes. Rest your head. Relax.“ Was wie eine beruhigende Formel klingt, ist mehr als das.
Es ist kein Kommando. Es ist eine Erlaubnis. Sich fallen zu lassen. Sich zu entwaffnen.
Nicht aus Schwäche – sondern aus Vertrauen.
Die Musik tut das Gleiche. Eine Kickdrum, die nicht nur treibt, sondern pulsiert. Mal Rhythmus, mal Resonanzkörper. Ein fast körperliches Element – tief, weich, wuchtig. Die Percussions: rund, organisch, nie zu viel. Sie markieren kein Raster – sie erinnern an Bewegung.
Und dann: die Trompete. Kein Solo. Kein Zitat. Ein warmer Ton, der kommt und geht, als hätte er sich verlaufen – und bleibt doch.
Safe & Sound ist kein klassischer Track. Keine Erzählung, kein Aufbau, kein Peak. Es ist ein Zustand.
Ein Ort hinter der Stirn. Zwischen Spannung und Loslassen. Zwischen Wache und Ruhe.
Zwischen Körper und Rückzug.
Ein Track wie ein Ausatmen.
Safe & Sound Lyrics
close your eyes, rest your head, relax
follow me, to my sanctuary
follow me…
feel the warmth, the love, the shelter – of home
close your eyes, rest your head, relax
release the tension, feel at ease, breathe
let your guard down, breathe
drop your armor, release
… to my sanctuary
let your guard down, release
drop your armor, feel at ease
… follow me
P.Battistella
Epilog: Was, wenn der Winner gar nichts nimmt?
Wenn es keinen Preis gibt, kein Spiel, keine Pointe?
Wenn jemand einfach weitergeht – mit einem Lächeln, das niemand mehr sieht?
The Winner Takes It All gehört zu den elegantesten Songs über Verlust. In Abba & Downer wird dieser Text nicht gecovert, nicht gebrochen, sondern entkleidet. Was bleibt, sind Satzfragmente, Flashbacks, eine Stimme, die nicht erklärt – sondern stehen lässt. Kein Drama, keine Geste. Nur Präsenz. Ein Blick auf das Gefühl nach dem Gefühl. Mitten in diesen stillen Raum fällt eine zweite Stimme.
Rauh, flüchtig, fast wie versehentlich aufgezeichnet.
Nicht als Kommentar – eher wie ein fremder Gedanke, der durch eine offene Tür hereinweht.
Die beiden Stimmen berühren sich nicht. Und doch sagen sie viel übereinander:
Die eine zieht sich zurück, die andere schottet sich ab. Abba & Downer ist kein Zitat, sondern eine Reibung.
Kein Remix, sondern ein Raum.
Kein Denkmal, sondern ein Zustand. Ein Echo. Und eine Entscheidung, es klingen zu lassen.